Hinsichtlich der schulischen Ausbildung zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Personen mit verschiedenen Hauptdiagnosen (siehe Abbildung 9 und Abbildung 10). Als Parameter für den Anteil schulisch gut ausgebildeter Personen wird hier der Prozentsatz von Personen mit (Fach-) Hochschulreife bzw. Abitur verwendet, während als Indikator für den Anteil von Personen mit niedriger schulischer Ausbildung der Prozentsatz von Personen ohne Schulabschluss dient. Beide Indikatoren für gute und schlechte schulische Ausbildung zeigen ein übereinstimmendes Bild hinsichtlich des Bildungsstands verschiedener Klienten-/Patientengruppen (Ausnahme Kokain, siehe unten). Das heißt: Der Prozentsatz von Personen mit (Fach-) Hochschulreife/Abitur ist bei jenen Störungen hoch, bei denen zugleich der Prozentsatz von Personen ohne Schulabschluss gering ist.
Personen mit den Hauptdiagnosen Alkohol (ambulant: 16%, stationär: 16%) und pathologisches Glücksspielen (ambulant: 16%, stationär: 11%) weisen einerseits den höchsten Anteil von Personen mit Fachhochschulreife/Abitur und andererseits die niedrigsten Prozentsätze von Personen ohne Schulabschluss auf (Alkohol: ambulant: 5%, stationär: 5%; pathologisches Glücksspielen: ambulant: 7%, stationär: 9%). Personen mit einer Störung aufgrund des Konsums der illegalen Substanzen Kokain, Cannabis, Stimulanzien und Opioide weisen „im Mittel“ oder „als Gruppe“ wesentlich geringere Bildungsgrade auf, so dass auf der einen Seite der Anteil von Personen mit (Fach-) Hochschulreife/Abitur geringer (Cannabis: ambulant: 9%, stationär: 9%; Opioide: ambulant: 7%, stationär: 7%; Stimulanzien: ambulant: 7%, stationär: 6%) und auf der anderen Seite der Anteil an Personen ohne Schulabschluss höher ist (Cannabis: ambulant: 27%, stationär: 15%; Opioide: ambulant: 17%, stationär: 13%; Stimulanzien: ambulant: 15%, stationär: 11%). Kokain nimmt in dieser Aufzählung eine Sonderstellung ein, da bei dieser Substanz sowohl der Anteil von Personen mit Fachhochschulreife/Abitur (ambulant: 14%, stationär: 12%) als auch der Anteil von Personen ohne Schulabschluss (ambulant: 15%, stationär: 18%) hoch ist, was darauf hindeutet, dass die Substanz sowohl von bildungsnahen als auch von bildungsfernen Schichten konsumiert wird. Besonders auffällig ist, dass insbesondere Personen mit einer cannabisbezogenen Störung oft ohne Schulabschluss (ambulant: 11%, stationär: 14%) oder noch in schulischer Ausbildung sind (ambulant: 16%, stationär: 1%), was vermutlich durch das durchschnittlich niedrige Alter und den frühen Beginn der Störung bedingt sein dürfte.
Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung zeigt sich bei den Personen beinahe aller Hauptdiagnosegruppen ein geringeres Bildungsniveau. Ausnahme bilden Klienten/Patienten mit einer alkoholbezogenen Problematik, die den geringsten Anteil bildungsferner Personen (ohne Schulabschluss) aufweisen, welcher dem Anteil in der allgemeinen Bevölkerung noch am nächsten kommt (Allgemeinbevölkerung: 3,9%, HD Alkohol: ambulant: 4,4%, stationär: 4,8%). Im mittleren Bildungssegment (Realschule) sind bis auf Opioide die Anteile aller Hauptdiagnosen (ambulant und stationär) vergleichbar mit der Allgemeinbevölkerung. Sehr deutlich fällt dagegen der Unterschied hinsichtlich des Anteils von Personen mit hoher Schulbildung aus. In der Allgemeinbevölkerung liegt der Prozentsatz von Personen mit Abitur (29,5%) um bis zu zwei Drittel über dem der Personen in Suchthilfeeinrichtungen.